bikup - Bildung, Kultur, Partizipation
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Die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ und bikup – Gemeinsam einen Weg aus der Kriminalität finden

Kooperationspartner

Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen (IM)

Zeitraum

Seit März 2018

bikup engagiert sich im Auftrag des Ministeriums des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen in der erfolgreichen kriminalpräventiven Landesinitiative „Kurve kriegen“.

 

 

Ziel & Aktivitäten

Ziel der Initiative ist es, hochgradig kriminalitätsgefährdete Kinder und Jugendliche möglichst frühzeitig zu sondieren und die sich abzeichnenden „kriminellen Karrieren“ nachhaltig zu verhindern. Frühe Hilfe statt später Härte ist der Leitgedanke der Initiative und das bedeutet, helfen und unterstützen, bevor sich eine kriminelle Laufbahn verfestigt, den jungen Menschen echte Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben ohne Kriminalität zu eröffnen. Dazu arbeitet ein interdisziplinäres Fachkräfteteam aus Polizei, Jugendhilfe und – wann immer nötig – unseren zertifizierten Sprach- und Integrationsmittlern und -mittlerinnen (SIM) eng zusammen.

Während die Polizei Sicherheit, Struktur und Informationen bietet und die Jugendhilfe gezielt Unterstützung und Förderung initiiert, schaffen die SIM Vertrauen, Verständigung und Zugang zu den Familien.  Mit dieser klaren Rollenverteilung gelingt es, die jungen Menschen dabei zu unterstützen, Verantwortung zu übernehmen, Orientierung zu finden und den Weg in ein straffreies Leben zu gehen.

Inzwischen bietet bikup diesen Ansatz in zweiundvierzig Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen – von Aachen bis Bielefeld – an. Fast viertausend erfolgreiche Einsatzstunden unserer SIM sprechen eine deutliche Sprache.

SIM – eine Schlüsselfunktion für die Initiative

SIM werden über den bikup Sprachmittlerpool vermittelt. Sie verfügen über eine umfangreiche, zertifizierte Fortbildung mit über 2.000 Unterrichtsstunden und vereinen sprachliche Präzision mit soziokultureller, kommunikativer und sozialer Kompetenz. Sie arbeiten nicht nur dolmetschend, sondern vor allem vermittelnd. Sie erläutern bei Bedarf soziokulturelle Hintergründe, lösen Missverständnisse auf und fördern gegenseitiges Verständnis. Durch ihre kultursensible Haltung ermöglichen sie eine Kommunikation auf Augenhöhe und tragen dazu bei, dass Prävention gelingt, wo Worte allein nicht ausreichen.

„Manchmal hilft Sprache alleine einfach nicht weiter. Wenn soziokulturelle Missverständnisse oder Vorbehalte gegenüber staatlichen Institutionen existieren und eine Teilnahme deswegen scheitern könnte, dann kommen SIM ins Spiel. Sie öffnen Türen, die uns sonst verschlossen blieben. Ein unglaublicher Mehrwert für alle Beteiligten.“

Wolfgang Wendelmann, Ministerium des Innern NRW

Prävention mit Haltung

SIM sind weit mehr als Dolmetscher:innen. Sie übertragen nicht nur Sprache, sondern auch Kultur, Bedeutung und Kontext. Sie verstehen, wie Werte, Denkweisen und gesellschaftliche Prägungen die Kommunikation beeinflussen und schaffen dort Verbindung, wo Missverständnisse entstehen könnten.

Ihre Arbeit basiert auf Fachwissen, Allparteilichkeit und einem klaren Berufsethos. Sie dolmetschen fachspezifisch, vollständig, transparent und vertrauensbildend, erkennen soziokulturelle Barrieren und handeln kultursensibel sowie lösungsorientiert. Durch diese besondere Verbindung von sprachlicher Präzision und soziokultureller Kompetenz werden sie zum Bindeglied zwischen Familien, Polizei und Fachkräften und damit zu einem unverzichtbaren Bestandteil erfolgreicher Prävention.

Der Mehrwert

Die Einbindung von SIM in „Kurve kriegen“ ist ein bundesweit einzigartiger Ansatz, der die klassische Kriminalprävention um eine soziale und interkulturelle Dimension erweitert.

Ihr Beitrag bewirkt:

  • Vertrauen und Zugang zu schwer erreichbaren Familien
  • Verständigung ohne Missverständnisse – sprachlich wie soziokulturell
  • Unterstützung für Fachkräfte durch kultursensible Beratung
  • Nachhaltige Wirkung durch Beziehung, Begleitung und Haltung

Etwa 1.600 junge Menschen und ihre Familien konnten in NRW bereits erfolgreich begleitet werden. Viele von ihnen haben Schulabschlüsse nachgeholt, eine Ausbildung begonnen und leben heute straffrei.

Dank & Ausblick

Die Zusammenarbeit mit dem Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen insbesondere mit dem zuständigen Referat für kriminalpräventive Landesinitiativen, ist seit vielen Jahren von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Ein besonderer Dank gilt Wolfgang Wendelmann und Jörg K. Unkrig, die mit großem Engagement und „Herzblut“ die Initiative „Kurve kriegen“ konzipiert haben, fachlich und strategisch steuern, wie auch alle beteiligten Träger mitnehmen und vernetzen. Sie zeigen eindrucksvoll, dass Präventionsarbeit auch in der Verwaltung Raum für Leidenschaft, Menschlichkeit und neue Wege bietet. Beamte können eben auch anders. 😉

bikup ist dankbar, die Initiative mit fachlicher Expertise und ihren professionellen SIM sowie einem hohen Qualitätsanspruch begleiten zu dürfen.

Dass die OECD „Kurve kriegen“ als Best-Practice-Beispiel im Bereich der Kriminalprävention hervorhebt, unterstreicht die Wirksamkeit dieses innovativen Ansatzes. Es zeigt, wie kraftvoll die Verbindung von Sicherheit, Sozialarbeit und kultursensibler Verständigung wirken kann und wie gelungene Prävention dazu beiträgt, Kinder und Jugendliche wirksam zu unterstützten die „Kurve zu kriegen“.

Darüber hinaus ist bikup in beratender Funktion außerhalb Deutschlands aktiv. Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Ministerium des Innern NRW begleitet bikup den Wissenstransfer der Initiative „Kurve kriegen“ nach Schweden und unterstützt dort Fachinstitutionen bei der Implementierung des Konzeptes.

Von Köln nach Stockholm

Die schwedische Polizei hat mit viel Unterstützung durch das Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen das Präventionsprogramm unter dem Namen „Rätt Kurva“ zum 1. September 2023 in drei schwedischen Städten eingeführt. Schnell wurde klar, dass der Einsatz zertifizierter SIM auch in Schweden unverzichtbar ist.

Nach einer Fachkonferenz im Jahr 2021 stellte Varinia Fernanda Morales im Februar 2024 in Stockholm vor Vertreter:innen aus Ministerien, Stiftungen, Verwaltungen und Bildungseinrichtungen das bikup-Konzept der professionellen Sprach- und Integrationsmittlung vor, das auf großes Interesse stieß. Im April 2024 folgte ein bilateraler Austausch zwischen bikup und dem schwedischen Bildungsträger Bilda, der den Grundstein für die Kooperation in der Präventions- und Bildungsarbeit sowie für die Implementierung des bikup-Konzeptes in Schweden legte.

 

Ein Auszug von Publikationen, Presse & Veranstaltungen

Publikationen

Hier gelangen Sie zu dem vollständigen Interview mit Jörg. K. Unkrig, das im Februar 2019 mit der bikup gGmbH geführt wurde. http://www.bikup.de/wp-content/uploads/2021/02/Interview-mit-Jörg-Konrad-Unkrig.pdf

Presse

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ Ein Beitrag der Initiative „kurve kriegen“ zur Zusammenarbeit mit Sprach- und Integrationsmittler:innen. https://www.kurvekriegen.nrw.de/100-sim-einsaetze-du/

Sprach- und Integrationsmittler unterstützen die NRW-Initiative „Kurve kriegen“. Ein Artikel auf der Internetseite der Polizei Nordrhein-Westfalen. https://polizei.nrw/artikel/sprach-und-integrationsmittler-unterstuetzen-die-nrw-initiative-kurve-kriegen

Veranstaltungen (eine Auswahl)

Infoveranstaltung zu „Kurve kriegen“ am 24.09.2020. http://www.bikup.de/2020/10/06/infoveranstaltung-zu-kurve-kriegen/

Dritte Qualitätsentwicklungsdialog der Initiative „Kurve kriegen“ am 27.03.2019. http://www.bikup.de/2019/03/27/das-salz-in-der-suppe/

Informationsveranstaltung zu „Kurve kriegen“ am 25.02.2019. http://www.bikup.de/aktuelles/page/3/ http://www.bikup.de/2019/02/25/5-einfuehrungsfortbildung-kurve-kriegen/

Informationsveranstaltung zu „Kurve kriegen“ am 27.07.2018. http://www.bikup.de/aktuelles/page/4/

In einer ersten Feedbackrunde kommen SIM und Verantwortliche des Innenministeriums im Juli 2018 zusammen. Die Ergebnisse lassen sich sehen https://www.kurvekriegen.nrw.de/feedback-sim/

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