bikup - Bildung, Kultur, Partizipation
Teile diesen Beitrag

Verstehen erleichtert – LVR-Klinikverbund fördert Erfolgsmodell mit 440.000 Euro

LVR finanziert Einsatz von Sprach- und Integrationsmittler:innen in Sozialpsychiatrischen Zentren im gesamten Rheinland

Flucht, Folter, Verlust – viele Menschen mit Fluchthintergrund haben traumatische Situationen erlebt und sind dadurch seelisch erkrankt. Auch Menschen mit Migrationshintergrund erkranken psychiatrisch und benötigen Hilfe. Sprache und die Kultur ihres Herkunftslandes spielen bei der Behandlung eine herausragende Rolle und entscheiden über den Erfolg. Deshalb fördert der Landschaftsverband Rheinland (LVR) seit 2013 den Einsatz von qualifizierten Sprach- und Integrationsmittler:innen (SIM) in seinen neun psychiatrischen Fachkliniken. Sie helfen dabei, sprachliche und soziokulturelle Barrieren zu überwinden. Dieses Erfolgsmodell wird nun auf den Bereich der ambulanten psychiatrischen Versorgung in der Fläche ausgeweitet.

Der LVR-Klinikverbund fördert mit insgesamt 440.000 Euro für 2017 und 2018 den Einsatz von Sprach- und Integrationsmittler:innen in den Sozialpsychiatrischen Zentren (SPZ) im Rheinland. Parallel hat der LVR begonnen, die SPZ-Mitarbeitenden für die interkulturelle Arbeit in der Praxis und die Zusammenarbeit mit Sprach- und Integrationsmittler:innen zu schulen. Diese Aufgabe übernehmen die sieben Sozialpsychiatrischen Kompetenzzentren (SPKoM) im Rheinland. Dafür stellt der LVR zusätzlich 10.000 Euro für die Jahre 2017 und 2018 bereit.

„Immer mehr Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund kommen in die Kontakt- und Beratungsstellen in den Gemeinden, den Sozialpsychiatrischen Zentren, um sich beraten zu lassen. Dabei kann es insbesondere darum gehen, eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung zu beginnen oder nach einer stationären Behandlung weitere psychosoziale Hilfen in Anspruch nehmen zu können. Eine Beratung auf Augenhöhe, die Sprache und Kultur berücksichtigt, bringt nach unseren bisherigen Erfahrungen in den LVR-Kliniken gute Ergebnisse für alle Beteiligten. Es hat sich gezeigt, dass ein erfolgreicher Einsatz von Sprach- und Integrationsmittlern von einer vorherigen spezifischen Schulung, aber auch der praktischen Einübung abhängt. Wir haben deshalb zwei Förderpakete aufgelegt, um eine optimale Beratung der hilfesuchenden Menschen zu ermöglichen“, skizziert LVR-Dezernentin Martina Wenzel-Jankowski den Hintergrund.

Übersicht der Förderpakete zum Einsatz von SIM in Sozialpsychiatrischen Zentren:

Einsatz von Sprach- und Integrationsmittler:innen für die Sozialpsychiatrischen Zentren

  • Der LVR fördert den Einsatz von qualifizierten SIM in den 71 SPZ in definierten Bedarfssituationen, jeweils insgesamt 440.000 Euro für die Jahre 2017 und 2018.

Unterstützende Maßnahmen durch Sozialpsychiatrische Kompetenzzentren (SPKoM)

  • Der LVR fördert unterstützende Maßnahmen durch die SPKoM für die Mitarbeitenden der SPZ zum fachgerechten Einsatz von SIM, jeweils insgesamt 10.000 Euro für die Jahre 2017 und 2018).

Ein Beispiel: In Solingen wurden am 20. Juni 2017 im Sozialpsychiatrischen Zentrum, Kölner Straße 1, die Mitarbeitenden der SPZ aus dem Versorgungsgebiet des SPKoM Bergisches Land ganztägig kostenlos geschult. Dies waren die Inhalte: Lebenssituation und psychosoziale Versorgung von Menschen mit Fluchterfahrung, Grundsätze der Kooperation mit Sprach- und Integrationsmittler:innen, Praxisorientierte interkulturelle Gesprächsführung, Feedback und Austausch.

Seit 2013 gibt es an allen neun LVR-Kliniken die Möglichkeit, qualifizierte Sprach- und Integrationsmittler:innen hinzuzuziehen. Im Jahr 2015 wurden im Rahmen der Behandlung psychisch kranker Flüchtlingspatient:innen insgesamt etwa 126.000 Euro für zirka 1.350 Einsätze von Sprach- und Integrationsmittler:innen verausgabt. Durch die gestiegene Zahl an Patient:innen mit Fluchthintergrund haben sich im Jahr 2016 die Fördersumme und Einsätze verdoppelt: Insgesamt finanzierte der LVR rund 312.000 Euro für zirka 3.065 Einsätze in allen LVR-Kliniken.

Am 14. September 2017 findet in Köln-Deutz eine große ganztägige Fachveranstaltung mit dem Thema „Interkulturalität in der Gemeindepsychiatrie“ statt. Anmeldungen sind noch bis zum 31. August 2017 an guido.gierling@lvr.de möglich.

Lesen Sie hier den Artikel auf der Seite des LVR


Zur Übersicht
So finden Sie uns